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Verfasser: Renate
Datum: Dienstag, den 9. August 2005, um 11:23 Uhr
Betrifft: Liebe vorgaukeln

> Dass einem Liebe vorgegaukelt wird, das möchte ich  nicht für alle Mitglieder unterschreiben. Ich glaube, der überwiegende Teil meint es ernst und versucht nach besten Kräften danach zu leben.

Das weiß ich auch, und auch aus Erfahrung. Aber gerade darum geht es ja: Warum versuchen die Mitglieder, die ihren Glauben ernst nehmen, nach besten Kräften danach zu leben? Weil es ihnen suggeriert wurde und wird, weil es Programm der Kirche ist. Doch das funktioniert nicht wirklich. Liebe kann man nicht erzwingen, sie ist da oder auch nicht, darauf hat man keinerlei Einfluss. Wenn ich mich zwinge jemanden zu lieben, dann handle ich gegen mein Gefühl, gegen meine innere Einstellung - somit heuchle ich, wenn auch mit gutem Vorsatz.

Was bringt das für mich und den Anderen? Entweder nützt der Andere meine "Liebe" aus oder er erkennt eines Tages, dass sie nicht echt war und ist schwer enttäuscht, weil ich im Ernstfall eben doch nicht bereit bin, mich für ihn aufzuopfern. Auf jeden Fall bleibe ich irgendwann auf der Strecke, denn ich muss mich zu etwas zwingen, was ich gar nicht wirklich will und kann. Das ist belastend und sorry, auch ziemlich dumm.

Ich kann zu meinen Mitmenschen freundlich sein und so lange sich das Geben und Nehmen die Waage hält und nicht meine psychischen und physischen Grenzen überschreitet, kann ich auch hilfsbereit sein. Die Betonung liegt da aber auf hilfsbereit. Es bedeutet nicht, dass ich jedem, der mir über den Weg läuft hinterher renne und ihn immer wieder frage, ob ich ihm bei irgendetwas helfen kann, oder Tag und Nacht auf Abruf bereit bin, jedem meine Tür und mein Herz zu öffnen. Jemand, der so viel Hilfsbereitschaft - eines ihm eigentlich Fremden - ausnützt ist diese Hilfsbereitschaft nicht wert. Diejenigen, die wirklich Hilfe brauchen, bitten meist nicht darum, die muss man finden. Was ich aber kann, ist mit offenen Augen durchs Leben gehen und da helfen wo ich gebraucht werde, ohne wenn und aber und ohne Zwang, aber dazu brauche ich keine Kirche.

Mit Liebe vorgaukeln, meinte ich also vor allem die Organisation, die solches von ihren Mitgliedern erwartet und den Neuen oder Untersuchern damit eine heile Welt vorgaukelt, in der sie besser aufgehoben sind als im Leben "draußen". Diese Abgrenzung, die nicht nur aus Liebe vorgaukeln besteht, ist ein typisches Sektenmerkmal: "Wir hier drinnen - ihr dort draußen". "Wir müssen besser sein, als die draußen, weil wir den wahren Glauben haben, Nachfolger Christi sind, als wahre Christen mehr Verantwortung tragen" - siehe Vorherdasein. Gefordert werden da vor allem Frauen. Auch wenn die Mitglieder selbst es ehrlich versuchen, die Organisation tut das aus Berechnung. Sie will mehr Mitglieder, sie will eine Abgrenzung nach außen, sie will Gehorsam und vor allem ist das auch ein Teil des Beschäftigungsprogramms, damit man noch weniger Zeit hat, sich vielleicht mit echter Kritik auseinanderzusetzen oder gar von selbst eine kritische Betrachtung anzustellen. Ganz nach dem Motto - wer Zeit hat denkt nach, und Nachdenken, das nicht gelenkt ist, ist nicht erwünscht. Es ist also knallharte Geschäftstaktik und der treuherzige Glaube der Mitglieder wird praktisch missbraucht.

Außerdem möchte ich nochmals wie schon so oft betonen, dass ich sehr selten die Mitglieder meine, wenn ich etwas an der Kirche kritisiere, sondern meist die Organisation. Ich weiß, HLTs fällt es schwer da zu unterscheiden, weil ihnen eingeredet wird, die Mitglieder selbst seien die Kirche. Das ist zwar eine schöne Floskel, aber ist nur bedingt richtig. Denn sie impliziert, dass alle die gleiche Macht, den gleichen Anteil an der Organisation haben, was aber allein schon aufgrund der hierarchischen Gliederung nicht möglich ist.

Und weil hier vor kurzem die Rede vom Mormonenadel war - ja, den gibt es tatsächlich! Ich könnte hier auch einige "Adelsfamilien" aufzählen. Das hat jetzt zwar nicht unbedingt etwas mit diesem Thema zu tun, es ist mir jetzt nur dazu eingefallen.

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