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Beitrag 16 von 25
zum Thema Tempelrituale
Seite erstellt am 23.4.24 um 13:54 Uhr
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der Beitrag:
Verfasser: Andrea
Datum: Montag, den 12. März 2001, um 18:19 Uhr
Betrifft: Ja, aber...

Hallo Ruben,

du schreibst:

>Verzeih, aber ist das nicht mehr oder weniger ein recht wackliger "Krückstock" für Dich, um Deine Ängste zu verdrängen oder um ihrer Herr zu werden? Wie kann er Dich beschützen, wenn er so weit weg ist? Vielleicht ist es nur das Gefühl, beschützt zu werden, das Dir Kraft gibt.

Ich finde ihn gar nicht so wackelig, diesen Krückstock. Dadurch, dass ich an Gott glaube, kann ich von ihm Kraft  oder Trost bekommen, wenn ich ihn brauche. Und das wirkt auch, weil ich nach einem Monolog (Gebet?) zu ihm ruhiger werde, Kraft und Selbstvertrauen habe. Ich bin noch immer viel zu problembeladen, um überhaupt daran zu denken, ich könnte mir selbst als Kraftquelle genügen. Für mich ist auch nichts schlimmes dabei, zu beten, an einen Gott zu glauben, der für mich/uns da ist. Ich lese so gut wie nie in der Bibel, gehe max. 2 x im Jahr in die Kirche, aber trage in mir die Gewißheit, dass es Gott gibt. Das ganze Leben ist so beschissen und schwer, jeder hat mit sich zu tun und nur in den seltesten Fällen wird man aufgefangen, wenn man Hilfe braucht. Durch meinen Glauben (den ich nie definiert oder an der Bibel festgemacht habe) habe ich einfach das Gefühl, dass da jemand/etwas ist, der immer genau dann da ist, wenn ich ihn brauche. Vielleicht ist das nur eine Illusion und Selbstbetrug, wer weiss das schon. Aber es funktioniert, ich schade weder mir noch anderen damit, also ist es für mich legitim.

Das mit dem Vater stimmt, aber ich glaube nicht, dass ich mich deshalb nach Jahren wieder an Gott gewandt habe. Ein Bischof hat mir mal gesagt, wir hätten alle in der Prä-Existenz gelebt, seien dann gefragt worden, ob wir geboren werden wollten. Mit Blick auf das Leben, das uns erwartete, hätten wir alle zugestimmt. Das war fast der einzige Punkt, den ich nie akzeptieren konnte. Wer entscheidet sich freiwillig, die Wolke Sieben gegen eine geballte Ansammlung von Scheisse einzutauschen? Heute weiss ich, dass das Quatsch war, aber dennoch glaube ich, dass wir nach dem Tod irgendwo weiter existieren. Das finde ich tröstlich. Und so unterhalte ich mich halt schon mal mit einem, der Bescheid weiss.

Ich freue mich für dich, dass du durch deine Therapie Hilfe gefunden hast. Ich wäre ohne meinen Therapeuten wahrscheinlich heute in der Klappse oder im Knast.

Liebe Grüße,

Andrea

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