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der Beitrag:
Verfasser: Nyu
Datum: Freitag, den 17. Juni 2005, um 21:51 Uhr
Betrifft: irgendwann brach mein Damm

so wie damals, als ich meine Lehre als Betonbauer geschmissen hatte, weil ich erkannte, dass das überhaupt nicht zu mir passt.
Es war einfach ein emotionaler Hilfeschrei.
Einerseits hatte ich erkannt, dass die Welt mehr Liebe und Achtung verdient, als die Mormonenkirche zu geben grundsätzlich und von ihrer Veranlagung her in der Lage ist. Einerseits erkannte ich, dass das Evangelium Jesu Christi in seiner Intention und in seinem Ursprung etwas anderes meint als im Mormonismus verwirklicht ist. Andererseits wachte ich morgens mit Schuldgefühlen auf und ging abends mit Schuldgefühlen zu Bett, ohne mir diese Schuldgefühle sachlich und logisch erklären zu können.
Zuerst sog ich alles auf, was mir andere Erfahrungs- und Gedankenwelten nahe brachte und versuchte, mich darauf einzulassen.
Jetzt versuche ich, auch das zu emanzipieren und den spirituellen Sinn und Zweck auch der Mormonenkirche zu würdigen.
Aber nichts hat sich in meinen grundsätzlichen Erkenntnissen geändert. Immer und immer wieder erkenne ich die Richtigkeit meiner Schlussfolgerungen, dass der Mormonismus vor allem dazu taugt, den Menschen aus den falschen Gründen zu den häufig richtigen Taten zu motivieren.

Ich habe gerade "No man knows my history" gelesen, von Fawn Brodie. Ein hartes Stück emotionaler Belastung. Ich übertreibe nicht, wenn ich feststelle, dass kaum ein Buch mich jemals so sehr belastet hat.
Einerseits liefert es für mich keine ausreichende Disqualifizierung der spirituellen Ursprünge der HLT Kirche. Ich habe keinen Grund finden können, das Zeugnis der 3 und 8 Zeugen Lüge und unterstellen, auch nicht nach dem Durchlesen von Gunars / Eriks Analyse dieses Themas auf dieser Website. Ich habe keinen Grund, aufgrund der Lektüre dieses Buches, die Erscheinung von himmlischen Boten im Kirtland Tempel auszuschliessen.
Aber ich bin erschüttert und zu tiefst bewegt von den Zeugnissen der polygamen Frauen Joseph Smiths und wie sie ihr Zeugnis von der "Wahrheit" der Vielweiberei erlangten. Fawn Brodie in ihrer Eigenschaft als Historikerin lässt diese Mysterien und Zeugnisse gänzlich unkommentiert und unbeantwortet.

Objektive Analyse des Mormonismus und seiner Ursprünge taugt nicht, ein Zeugnis des Herzens zu erschüttern.
Nur die eigene vorsichtige Einkehr und die Suche nach der Vernunft vermag das. Ich hoffe, dass mir das fortlaufend gelingt und auch schon zu einem guten Stück gelungen ist.

Kritiklosigkeit ist immer schlecht, wenn Menschliches klare Positionen fordert. Der Mormonismus eignet sich leider besonders gut, dualistische Sichtweisen in den Mitgliedern hervorzubringen.

Deswegen habe ich mich davon getrennt, selbst wenn ich immernoch, aus welchen Gründen auch immer, jeden Sonntag hin gehe.

Ich habe mich übrigens entschieden, eine Berufung als Lehrer im Ältestenkollegium anzunehmen. Ich habe die Entscheidung zu einem Zeitpunkt getroffen als ich mich gerade bereit gefühlt habe, faktisch aus der Kirche auszutreten.
Ich werde die Inhalte, die man von mir aus diesem Forum kennt mit in die Klasse nehmen. Das ist absolut klar. Umso weniger verstehe ich, warum man mir diese Berufung angeboten hat. Wenn man versuchen sollte, mich mit solchen Mitteln an die Kirche zu binden, dann unterschätzt man mich damit, glaube ich.

Henning

PS.: Nur falls irgendwelche Jungs vom "Strengthening the Members Committee" mitlesen, falls es das hier in D überhaupt gibt: ich bin in der Gemeinde Oldenburg.

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