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der Beitrag:
Verfasser: shana
Datum: Freitag, den 22. April 2005, um 14:47 Uhr
Betrifft: die Wahrheit ist nur eine einzige ...

>> Mit Deinen Vorstellungen über Kirche und Wahrheit hättest Du auch einen guten Mormonen abgegeben.

>Das ist hier wohl so eine Art Standard-Satz für religiöse Menschen, die nicht eurer Meinung sind.

Klar, schliesslich ist das ja auch das mormonentum.forum, andernfalls hätte ich einen anderen Verein genannt, der ebenfalls der Meinung ist, im alleinigen Besitz der rettenden Wahrheit zu sein

>Kirchen gibt es viele, die Wahrheit ist nur eine einzige...

Ja, das stimmt, und diese einzige allumfassende Wahrheit kennt niemand in seiner ganzen Fülle ausser ’Gott’ selbst, weil er/sie/es diese Wahrheit ist.

Ansonsten gibt es (ich spreche hier natürlich nur von ’religiöser’ Wahrheit) immer nur persönliche Wahrheiten/Einsichten/Erkenntnisse. D.h. die spirituelle Wahrheit wird von jedem Individuum anders - eben individuell subjektiv erfahren.

D.h. auch, dass das, was für Dich ’die’ Wahrheit  ist, mehr Aufschluss  über Dich gibt und das was Du  bist /denkst, als über das, was Gott ist und was sowieso kein Mensch/keine Kirche/keine Religion gänzlich erfassen kann, wäre ja auch ein bisschen vermessen, oder?

Ich würde Dir ja zum Thema Wahrheitssuche gerne das eine oder andere de Mello Buch empfehlen, aber leider hat die vatikanische Kongregation für die Glaubenslehre damals noch unter der Leitung von Kardinal Ratzinger den Katholiken ja das Lesen dieser Bücher ’verboten’. Aber verbieten ist so ein hartes Wort, sowas macht heute natürlich nicht mal mehr die Nachfolgeorganisation der Inquisition, man muss ja mit der Zeit gehen;-), deshalb wird das heutzutage freundlich umschrieben: man warnt also nur noch, rät vom Lesen ab, mit dem Hinweis auf die gefährlichen Auswirkungen für die Seele und deren Heil, die mit solcherlei Lektüre verbunden sind, und welcher brave Gläubige will das schon haben....

Der Jesuit de Mello war in seinen jungen Jahren übrigens ebenfalls ein leidenschaftlicher Dogmatiker. "Mutter Kirche hat  Recht, der Papst ist unfehlbar" solche und andere Sprüche hat er seinen Geschwistern oft im heiligen Zorn um die Ohren gehauen. (siehe die von seinem Bruder verfasste Kurzbiografie)
http://www.anthonydemello.info/
Aber mit zunehmendem Alter und zunehmender Lebenserfahrung wurde er immer liebevoller und verständnisvoller, eben einfach  reifer und weiser.... Ich nehme mal an, Du bist auch noch recht jung. Also besteht ja noch jede Menge Hoffnung;-)

Die von der Kirche an de Mellos Grab angebrachte Gedenktafel wurde übrigens nach Veröffentlichung der oben erwähnten Notifikation wieder entfernt. Diese Erwähnung nur, um zu zeigen, dass die katholische Kirche die ausgesprochene Warnung wirklich ernst nimmt.

Ich zitiere zum Schluss trotzdem noch etwas aus de Mellos ’Der springende Punkt - Wach werden und glücklich sein’:

<<<"... Die höchste Form, in der man von Gott dem Dreifaltigen, sprechen kann, ist anzuerkennen, dass man nichts weiss. Der dies sagt, ist kein fernöstlicher Meister des Zen, sondern ein Heiliger und für Jahrhunderte wohl der einflussreichste Kirchenlehrer der Römisch-katholischen Kirche. Gott als den Unbekannten zu erkennen. An einer anderen Stelle sagt der heilige Thomas sogar: als den Unerkennbaren zu erkennen. Wirklichkeit, Gott, Göttlichkeit, Wahrheit, Liebe werden unbegreiflich; das bedeutet, das dies alles vom Verstand nicht begriffen werden kann. Das würde viele Fragen der Menschen erledigen, leben wir doch immer in der Illusion, dass wir wissen. Dem ist aber nicht so. Das können wir gar nicht.

Was ist denn dann die Heilige Schrift? Sie ist ein Fingerzeig, ein Hinweis und keine Beschreibung. Der Fanatismus eines aufrechten Gläubigen, der meint, Bescheid zu wissen, verursacht mehr Böses als die vereinten Bemühungen von zweihundert Gaunern. Es ist erschreckend zu sehen, was aufrechte Gläubige zu tun bereit sind, weil sie meinen, Bescheid zu wissen. Wäre es nicht grossartig, wenn es eine Welt gäbe, in der alle sagten: "Wir wissen nicht"? Eine grosse Hürde wäre genommen.
.....
Es ist tatsächlich so, dass man von Gott umgeben ist, und ihn nicht sieht, weil man "von ihm weiss". Das letzte Hindernis zur Anschauung Gottes ist Ihr Gottesbegriff. Sie vermissen Gott, weil Sie meinen, Sie wüssten Bescheid. Das ist das Schlimme an der Religion. Eben das sagte bereits das Evangelium: dass religiöse Menschen "Bescheid wussten" und deswegen Jesus schliesslich loswurden.

Das höchste Wissen von Gott ist, ihn als den Unerkennbaren zu erkennen. Es wird viel zu viel von Gott gesprochen. Es gibt zu wenig Bewusstheit, zu wenig Liebe, zu wenig Glück; ... an diesem Mangel leidet die Welt, nicht an einem Mangel an Religion.....

Alle Offenbarungen können nie mehr sein als ein Fingerzeig zum Mond. So wie wir im Orient sagen: "Wenn der Weise auf den Mond zeigt, sieht der Tor nur den Finger."...<<<

Der springende Punkt heisst im englischen Original übrigens Awareness, was das auch Thema dieses Buches ist. Mit de Mellos Worten: "Bewusstwerden, Bewusstwerden und noch einmal Bewusstwerden! Darin ist Heilung, Wahrheit, Rettung; im Bewusstwerden ist Spiritualität; Wachstum, Liebe, im Bewusstwerden geschieht das Erwachen."

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