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der Beitrag:
Verfasser: shana
Datum: Sonntag, den 6. Februar 2005, um 20:32 Uhr
Betrifft: wann wachen die Frauen in den Männerkirchen endlich auf?

> Meine Frau versteht mich dahingehend nicht. Sie ist sehr tolerant aber fragt tatsächlich auch nach über zwei Jahren meiner "Abtrünnigkeit" von der HLT Kirche immernoch nach meinen Gründen für meine Kritik. Sie hat diese immernoch nicht verstanden. Ihr fehlt einfach die Sensibilität für diese grundlegenden Probleme.

Es ist wirklich traurig, dass es oft gerade die Frauen sind, die den patriarchalen Kirchen besonders treu ergeben sind. Sie wissen nicht mehr, dass diese ihnen einst äusserst gründlich und erfolgreich die weiblichen Wurzeln abgegraben haben.

Da die ’Erniedrigung’ der Frau in Kirche und Gesellschaft in unseren Breiten heutzutage nicht mehr so offensichtlich ist, realisieren die meisten (gläubigen) Frauen gar nicht, dass ihnen überhaupt irgendwas /irgendwelche spirituellen Wurzeln fehlen und/oder graben sich dieselben praktischerweise gleich selbst freiwillig ab, in dem sie die männlichen Weltbilder total verinnerlicht und als  ihre eigenen übernommen haben.

So finden sie es z.B. überhaupt nicht merkwürdig, dass nur Männer ’das Priestertum tragen’ können. Oder sie legen sich dafür irgendwelche ’lustigen’ Erklärungen zurecht. Zitat einer mormonischen Freundin: "Ach weisst Du, unser Himmlischer Vater hat das schon ganz weise so eingerichtet. Männer brauchen das Priestertum  für ihre geistige Weiter-Entwicklung. So können sie lernen, verantwortungsvoller mit Macht umzugehen. Die haben da doch oft erhebliche Defizite. Wir Frauen sind ja schon von Natur aus demütiger, wir müssen das nicht mehr lernen. Und ausserdem dürfen wir doch Kinder bekommen und können so Gott bei seinem Werk tatkräftig unterstützen und da wäre es doch ungerecht, wenn die Männer ganz leer ausgingen..."
Und diese Worte von einer ansonsten durchaus intelligenten ’modernen’ jungen Frau! Da weiss man doch wirklich nicht, ob man darüber vor Wut heulen oder sich ganz einfach nur kaputtlachen soll.

Ein weiteres ’lustiges’ Beispiel, das mir zu diesem Themenkreis einfällt. Ich denke da an eine frühere Freundin (selbstbewusst in einem ’Männerberuf’ tätig, stolze Motorradfahrerin), die eine Zeitlang mit mir die Mormonenkirche untersuchte, und bei Jesus -Filmen immer ganz ergriffen heulte, wie ich übrigens auch:-). Na ja, diese Freundin lag eines Tages "unpässlich" mit Wärmflasche auf dem Bauch und Schmerztabletten intus darnieder. Ich leistete ihr Gesellschaft und wir sprachen über Gott und die Welt, die der ’Heiligen Schriften’ im besonderen. Dort würde ja auch so viel Mist drin stehen, meinte sie, z. B. dass menstruierende Frauen unrein wären etc., wer glaubt denn heute noch so einen Schwachsinn??... Ha, ha, oder traurig, traurig, kann ich dazu aus heutiger Sicht nur sagen.
Ihr Körper ’glaubte’ das ganz offensichtlich immer noch. Aus diesem Grund hatte ich neulich mal das Buch von Jutta Voss "Das Schwarzmond-Tabu" erwähnt. Solche ketzerischen:-) Bücher und ihr subversives Gedankengut können bei gläubigen Frauen wahre Wunder bewirken, wenn ihr Körper erst mal ’die Wahrheit’ begriffen hat. Ist das negative Körperbild dann zertrümmert und durch ein positiveres ersetzt, kann das zu wirklich erhellenden ’religiösen’ Rückschlüssen führen! Da kann man dann wirklich sagen: Und die Wahrheit wird euch frei machen. Und das nicht nur von PMS und wehenartigen Regelschmerzen, sondern praktischerweise auch gleich von im wahrsten Sinne des Wortes krankmachenden männlichen Welt- und Götterbildern.

Was mir auch noch traurigerweise auffiel bei Ehepaaren in der Mormonenkirche, bei denen ein Partner getauft/aktiv, der andere nicht getauft/abtrünnig/inaktiv war, war folgendes:

Hatte sich eine Frau taufen lassen, ihr Mann aber nicht, so wurde dessen Entscheidung eher respektiert als umgekehrt. Sprich: die in der Kirche aktive Frau wurde zwar etwas bemitleidet, man redete ihr gut zu, nur immer schön gehorsam und gläubig zu sein, damit sie ihrem Mann ein positives Beispiel sei. Dann würde er sich   vielleicht auch eines (hoffentlich nicht mehr allzu) fernen Tages bekehren/rückbesinnen etc., ansonsten gäbe es aber auf jeden Fall im Jenseits von Gott dafür ne grosse Belohnung, dafür dass man so glaubenstreu und tapfer ausgeharrt hat. Der nicht getaufte/nicht aktive Mann wurde dabei  in der Regel in Ruhe gelassen, nicht bedrängt/belästigt..
Umgekehrter Fall: Mann lässt sich taufen, Frau kann der Kirche nichts abgewinnen. Schönes, trauriges Beispiel dafür: lilith76 - vor einiger Zeit hier im Forum. Das Nein zur Kirche wird hier weitaus weniger respektiert. Der Mann wird weniger bemitleidet, dass seine Frau ungläubig ist, sondern es wird ihm mehr oder weniger unterschwellig klar gemacht, dass er seine Frau nicht unter Kontrolle hat/er ist ja schliesslich als Priestertumsträger für sie (ihr Seelenheil?) verantwortlich. Es wird Druck sowohl auf ihn als auch auf sie ausgeübt, diesen unwürdigen Zustand so schnell wie möglich zu ändern/zu beenden.

Ich war bei mormonischen Familen zu Gast, wo der Hausherr inaktiv oder gar nicht getauft war. Die Missionare respektierten ihn und sein Recht als Hausherr, d.h. er wurde nicht blöd angemacht. Man fand es sogar toll, dass er so tolerant war, und seiner Frau erlaubte, die Missionare und Untersucher einzuladen.
In einer Familie, in der der Hausherr sich kürzlich hatte taufen lassen und seine Frau nicht, war das gemeinsame Mittagessen mit den Missionaren das reinste Horrorszenario. Das Nein danke zur Kirche von Seiten der Gastgeberin, wurde dermassen missachtet, dass mir das Essen fast im Hals stecken blieb. Hätte mich nicht gewundert, wenn da jemand die Suppenschüssel über den Kopf bekommen hätte, verdient hätten es einige gehabt. Aber leider war die arme Frau nur ein Schatten ihrer selbst und kam mir vor wie ein gehetztes Reh im Scheinwerferlicht. Sinnigerweise gab es Wildragout zum Essen. Würg.....

Vielleicht waren das jetzt nicht-exemplarische Einzelfälle, aber mein Eindruck war, dass die Entscheidung eines Mannes gegen die Kirche eher als (wenn auch nicht gern gesehener) Fakt akzeptiert wird, als die gleiche Entscheidung bei einer Frau. Denn schliesslich ist auch ein ungläubiger Mann immer noch ein Mann mit gewissen Rechten ganz wie Papa Gott und sein Sohnemann Jesus. Männerherrschaft eben.

Wundert mich nur, dass so viele Frauen das immer noch unterstützen!

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