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Verfasser: shana
Datum: Dienstag, den 11. Januar 2005, um 14:27 Uhr
Betrifft: glückliche Familien

Hallo Burkard,

wenn ich solche Erfahrungsberichte/Leidensgeschichten wie Deine lese, bin ich immer ganz besonders erschüttert. War es doch die schöne bunte Werbung der Kirche über das heile mormonische Familienleben, die mich schon als Kind, lange bevor ich mich auf die Suche nach der idealen christlichen Gemeinschaft machte, richtiggehend angefixt hat. Überhaupt kann man sagen, dass ich vor allem ein Opfer der ausgezeichneten Öffentlichkeitsarbeit der Kirche war, wenn man meine eigene Dummheit, die Wahrheit über die Kirche einfach nicht sehen zu wollen, mal beiseite schiebt:-)

Im Nachhinein, als erwachsener Mensch, zu sehen, dass das, was ich von der Kirche eigentlich hauptsächlich wollte, nämlich das harmonische liebevolle Familienleben, dort noch schwerer zu bekommen ist, als im ’normalen’ Leben, ist fast schon tragikomisch. Was ich früher traurig fand, nämlich, dass meine Eltern nicht ’richtig’ religiös waren, sehe ich heute als grosses Glück an. Ich hatte tatsächlich jede Menge (Entscheidungs-)Freiheit, wusste sie aber damals nicht richtig zu schätzen.

Ich trau mich kaum, es zu sagen, aber ich war wirklich so naiv zu glauben, in der heilen Mormonenwelt (ich hatte wohl mehr als nur einen Ensign etc. zu viel gelesen) würden Kinder nicht misshandelt. Menschen, die Gott so nahe stehen, ihn so sehr lieben, die kämen doch bestimmt nicht mal auf den Gedanken..... Na ja, ich war wirklich in dieser Hinsicht unglaublich naiv und insofern der perfekte Adressat für die mormonische Botschaft:-)
Ich hatte auch einen Elternteil, der mich mit schöner Regelmässigkeit bis zum geht nicht mehr verprügelte. Woher dieser Hass gerade auf mich (andere Geschwister wurden verschont) kam, weiss ich bis heute noch nicht. Du siehst: schwache Menschen, die Kinder fertigmachen, wenigstens so lange sie ihnen körperlich unterlegen sind,  gibt es auch anderswo. Aber ich sehe natürlich die besondere Härte in Deinem Fall, wo dies praktisch im Namen eines ’liebenden’ Gottes geschah. Das ist wirklich besonders verabscheuungswürdig.

Wie Du, sage ich zum Schluss: GOTT SEI DANK, und zwar in meinem Fall dafür, dass mein jahrelang sehnlichster Wunsch, dass Gott mir endlich ein Zeugnis davon gibt, dass die Kirche wahr ist, und ich dann eine glückliche mormonische Familie haben kann, nicht in Erfüllung gegangen ist.

Gruss
Shana

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