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Verfasser: hajo
Datum: Sonntag, den 9. Januar 2005, um 17:54 Uhr
Betrifft: Polygamie in der Praxis

Gestern sprach ein Historiker über dieses Thema, was ich recht aufschlußreich fand.

Tatsächlich soll es in Utah vereinzelt Fälle gegeben haben, wo mehrere Männer an eine Frau gesiegelt wurden. In der Regel aber war es umgekehrt. Das die Frauen rechtlos waren, kann ich nicht bestätigen. Jedenfalls war die Scheidungsrate unter polygamen Ehen höher als unter monogamen. 2,7% betrug sie unter den polygamen und 0,9 % unter den monogamen Ehen. Wenn es einer Frau also in solch einer Ehe nicht gefiel, so hat sie sich eben scheiden lassen. Allerdings war es auch für Männer nicht leicht. Sie mußten ihre Frauen versorgen. Nicht immer klappte das. Dann waren die Frauen auf sich selbst gestellt. Manche Frauen lebten noch nicht einmal im selben Haushalt, sondern irgendwo in der Nachbarschaft oder in anderen Städten.
Insgesamt kann man sagen, das es schwerer war, eine polygame als eine monogame Ehe zu führen. Einerseits sind es die wirtschaftlichen Aspekte andererseits die zwischenmenschlichen. Es ist eben auch für Männer nicht leicht, für die Sorgen und Bedürfnisse gleich mehrerer Frauen sorgen zu müssen. Und es ist für Frauen nicht leicht, ihren Mann mit anderen Frauen zu teilen. Irgendwo könnte sich da eine Frau benachteiligt fühlen und irgendwann ist der Mann überfordert.

Der Grund, warum die Vielehe eingeführt wurde, konnte auch historisch nicht klar erkannt werden. Einige glaubten, wegen dem Nachwuchs´. Andererseits lebten auch ältere Frauen in Polygamie, die gar keine Kinder mehr gebären konnten. Andere meinen, aus wirtschaftlichen Gründen. Aber viele Frauen mussten für sich selbst sorgen, weil ihre Männer nicht genug verdienten. Wieder andere meinen, damit die Frauen in Familie leben. Oft lebten die Frauen getrennt von ihren Ehemännern.

Ich glaube, es ging hier um eine höhere Ordnung, die von den Mitgliedern der Kirche nur unzureichend gelebt werden konnte. Sie wurde entweder unter dem Druck staatlicher Gesetzgebung aufgegeben oder aber - nach den Worten Wilford Woodruffs - auf göttliches Gebot aufgrund staatlichen Druckes.

Tatsächlich wurden noch bis 1904 Vielehen geschlossen, wenn nicht in Tempeln, dann sonstwo. Erst ab 1904 drohte den Mitgliedern Ausschluß, wenn sie weiter vollzogen wurde. Es ist eben nicht leicht, eine Lehre, die lange Jahre gelehrt wurde, einfach fallen zu lassen.

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