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Verfasser: Trzoska Datum: Freitag, den 20. August 2004, um 0:26 Uhr Betrifft: Zur Ernüchterung
Zu meiner Missionszeit in der Schweiz gab es einen gewissen Schlendrian, der durch den neuen Missionspräsidenten, der Managerausbilder war, abgeschafft wurde. Von nun an wurden hohe Ziele gesteckt und wöchentlich schriftlich Bericht an den Missionspräsidenten abgeliefert. Eine gewisse Anzahl von Missionsstunden musste erreicht werden und es gab einen Wettbewerb, wer die höchste wöchentliche Stundenzahl erreicht hatte. Die Sieger wurden jede Woche in den Missionsnachrichten bekannt gegeben. Nun musste man um jede Stunde feilschen, die man als Missionsarbeit berichten konnte und dabei durfte man jede Stunde berichten, die man irgendwie mit Untersuchern verbrachte.
Damit will ich sagen, dass die Motive von Missionaren oft andere sind als von Untersuchern und Mitgliedern vermutet wird. Die Missionare sind nicht unbedingt nett, sondern nur ausgebildet, nett zu wirken. Ihnen werden (Manager-)Tricks beigebracht, wie man Leute "auf den Leim" führt, z. B. durch Komplimente oder Sympathie-Bekundungen. Die meisten gehen auch ohne "Zeugnis" auf Mission. Ihnen wird gesagt, dass sie nur fleiÃig Zeugnis geben müssten, dann würde damit das Zeugnis kommen und wachsen, da ja in dem Moment, wo jemand Zeugnis gibt, der Heilige Geist in Erscheinung tritt. Tatsächlich erlebt ein solcher 18-22jähriger Pimpf in der Fremde beim Zeugnisgeben dasselbe hehre Gefühl wie ein Goldmedaillengewinner oder ein HJ-ler, der zum ersten Mal den groÃen Führer sieht, und wenn dann noch die Tränen kommen, dann war das wirklich der Heilige Geist.