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Verfasser: Hexe
Datum: Dienstag, den 6. Juli 2004, um 3:12 Uhr
Betrifft: Davon weiß ich nichts

> Eigentlich stammt der Satan der Bibel aus der Zarathustra-Lehre. Diese Religion haben die Judäer während ihrer babylonischen Gefangenschaft kennengelernt und so hat er seinen Weg in die Bibel gefunden. Vom Gott Pan bekam er dann erst im Mittelalter sein Aussehen verpasst - Pferdefuß, (eigentlich Bockfuß) Schwanz und Hörner. Nach dem AT war Satan ja Luzifer, der Engel des Lichts (Lichtträger) und er soll wunderschön gewesen sein. Er hat also zu allen Zeiten die Fantasie der Menschen ziemlich angeregt.;-)

Liebe Renate,

Ob die Geschichte um Satan ihren Ursprung in der/dem Zarathustra- Legende/Glauben hat, oder wo anders her kommt, weiß ich nicht. Denn über Zarathustra weiß ich so gut wie nichts! Allerdings über Pan! Und auch ein wenig über das matriarchalische „Männerbild“. Und dazu möchte ich Dir und allen, die es interessiert, etwas aus dem Buch von Zsuzsanna Busapest, einer feministischen Hexe (und eine meiner Lieblingsautorinnen), was ich im Hinblick auf Satan, und seine Entstehung für Folgen für Frauen hatte und immer noch hat:

„ Pan (womit alles Männliche im Universum gemeint ist) hat viele Namen: Bacchus, Dionysos, Zagreus, Sartyr, Jupiter, um nur einige zu nennen. (...) Er ist kein Vergewaltiger, kein gewalttätiger Mann. Er liebt es, Feste zu feiern, er genießt die Sexualität, und ist stets dazu bereit. Er ist nicht besitzergreifend (seine Frauen sind ebenfalls frei). Die Hörner trägt er nicht, weil er ein betrogener Ehemann ist, sondern, weil er auch das Tierreich verkörpert- mit seinen Hufen, seiner Behaarung und seiner Nacktheit. (...) Pan ist ein Tänzer, ein Magier, ein Heiler, ein Priester. Er ist der Sohn der Erdmutter und steht in tiefer Verbindung mit der gesamten Natur. (...) Pan ist bisexuell oder pan-sexuell. Man musste die Schamhaftigkeit erfinden, um die Freiheit zu unterdrücken, die er seinen AnhängerInnen schenkte. Man musste seinen Leuten Schuldgefühle machen und ihnen mit dem ewigen Höllenfeuer drohen, um sie dazu zu bringen, ihre Wildheit und all ihre Freiheiten aufzugeben. (...)
Die Christen warfen einen kurzen Blick auf ihn und beschlossen, dass er der schlimmste Bursche sein sollte, der Teufel, von dem sich ihr guter Junge, Jesus, in seinem weißen Nachthemd abheben konnte. (...) Auch viele andere heidnische Elemente wurden dazu benutzt, die Gestalt des Teufels zu erschaffen. So wurde beispielsweise die Sonnengöttin Lucina zu einer männlichen Gestalt gemacht (erinnert mich irgendwie an Junia, die in Römer 16:7 zu „Junias“ gemacht wurde, Hexe) und auf den Namen Luzifer umgetauft. Luzifer – der gefallene Engel, die gefallene Sonnengöttin. (...)

(Quelle: Herrin der Dunkelheit, Königin des Lichts, S. 219f)

Niemand sollte jetzt allerdings glauben, das Pan nur positive Eigenschaften in sich vereinigte! Er hatte auch viele Negative, ebenso seine Anhänger (Sexbesessenheit, Besessenheit von Menschen, Dingen und Gefühlen).
Aber es ging mir ja auch weniger um Pan, als vielmehr wie Pan zum Teufel wurde, und warum der Teufel für das Christentum (und eingeschränkt auch für das (orthodoxe) Judentum) so enorm wichtig ist!
Bei meinen „Forschungen“ vergangener Jahre fiel mir auf, das ein Teufel (oder ein „böser Junge/böses Mädchen“) in matriarchalischen Gesellschaftsformen nicht vorkam. Da wurde alles, was z.B. die Natur an Zerstörungen und Verwüstungen brachte, nicht wie im Christentum als die Folge des „Bösen“ angesehen, sondern als etwas Naturgegebenes betrachtet wurde!
Erst das Christentum brauche den Teufel! Und meiner Meinung nicht nur, damit der „good- Boy- Jesus“ besser dasteht, wie Zsusanna Budapest meinte, sondern auch, weil der Teufel viele Funktionen erfüllte, die im Patriarchat dringend gebraucht wurden. Dinge wie :

·      Sündenbock zu sein
Dadurch das wir Satan alles zuschustern, haben wir für uns die Entlastung unsrer Sünden! Ein Mann will Frau und Kindern sexualisierte oder körperliche Gewalt antun? Wozu ihn verurteilen, es war doch Satan, der das wollte! Oder Frau und Kinder waren von Satan beeinflusst, und er hat durch seine Tat Satan „ausgetrieben“! „You made me do that“, sagte nicht umsonst der Mörder in dem Film „Cruising“, als er wegen seiner Homophobie einen Schwulen erstach! „ Der
Teufel steckte in meinem Kind“, sagte der Vater, als er seine vor kurzem geborene Tochter tötete, weil sie kein erhoffter Junge geworden war (er war Mormone), wie sein „Segen an seine Frau vor der Geburt lautete. „Wegen Satan habe ich nicht...“ ist die tagtägliche Ausrede in kirchlichen Kreisen, wenn kirchliche Pflichten nicht erfüllt worden sind. USW.

·      Die Drohung mit dem Höllenfeuer
Angstmache ist in allen fundamentalistischen Gruppierungen (nicht nur in Sekten) ein machtvolles Mittel, Menschen so zu „führen“, wie die Führungsspitze oder Interessenverbänden es wollen. Das jüngste Beispiel ist das, was Bush und Konsorten sich im Hinblick auf dem „Irak- Krieg“ und der „Terrorismus- Bekämpfung“ in den USA geleistet haben! Wo Bürgerrechte gekappt wurden, und Menschen Angst haben, ihre freie Meinung zu sagen. Wo die Regierung sich als „auf Gottes Seite kämpfend“ beschreibt, und alle anderen, die nicht ihre Meinung haben, oder ihnen nicht in den Kram passen,; als „die Bösen“ oder als „die Unwilligen“ tituliert werden, damit sie brav das tun, was die Führung der USA will!
In Kirchen/Sekten wird das Höllenfeuer meist benutzt, um Menschen davon abzuhalten, frei zu sein, sie selbst zu sein!

·      Unser Unterbewusste
Niemand von uns ist nur gut oder nur böse, wenn ich einmal diese Schlagworte benutze! Wir alle haben Anteile beider Seiten in uns. Und meiner Meinung nach zeigt die Erfindung des Teufels uns auch, das wir uns mit unseren „negativen“ Seiten auseinandersetzen müssen.
Warum brausen wir auf, möchten jemand am liebsten schlagen oder töten, auch wenn wir es aus Angst nicht tun?
Warum wollen wir etwas stehlen, jemanden betrügen, auch, wenn wir es aus Angst vor Strafe nie tun würden?
Und wenn wir es doch tun, welche Grenze haben wir dabei überschritten? Und warum?

Das waren einige der Gedanken, die ich mir gemacht hatte.
Eine weitere Frage betrifft der Umstand, der entstanden wäre, wenn alles beim Alten geblieben wäre, wenn es also nie ein Patriarchat gegeben hätte. Hätten wir dann auch noch einen Teufel gebraucht? Oder wären nicht alle frei und gleichberechtigt gewesen?
Die Geschichte bleibt dieser Antwort schuldig, und es wäre müßig, sich damit zu beschäftigen.
Oder was meint Ihr?

Hexe

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