Beitrag 5 von 7 Beiträgen. |
Seite erstellt am 29.3.24 um 16:24 Uhr |
Verfasser: Gunar Datum: Mittwoch, den 14. April 2004, um 1:54 Uhr Betrifft: Zwei interessante Artikel zum bevorstehenden Prozess
Kurzer Prozess im 2. StrauÃ-Verfahren?
Von RALF MÃLLER13.04.2004 22:14 Uhr
MÃNCHEN / AUGSBURG. Der zweite Wirtschafts-Strafprozess gegen Max StrauÃ, Sohn des früheren bayerischen Ministerpräsidenten Franz Josef StrauÃ, wird möglicherweise rasch beendet. StrauÃ-Verteidiger Wolfgang Dingfelder deutete in Augsburg an, die Hauptverhandlung in München könnte âmaximal zwei Tageâ in Anspruch nehmen, wenn der âDealâ so laufe wie geplant. Demnach will sich Strauà zu den Vorwürfen bekennen. Damit bestätigte Dingfelder Informationen aus Münchner Justizkreisen, wonach das zweite Strafverfahren gegen den 44-jährigen mit einem Ãbereinkommen beendet werden solle. Einzelheiten sind noch nicht bekannt.
Seit Ende Januar muss sich der psychisch angeschlagene Strauà bereits vor dem Landgericht Augsburg wegen Steuerhinterziehung in Millionenhöhe verantworten. Parallel dazu lieà das Landgericht München I eine weitere Anklage der Staatsanwaltschaft München gegen Strauà zu. Ab Freitag wird gegen Strauà vor dem Landgericht München wegen Beihilfe zum Betrug in drei Fällen verhandelt.
Hinter dem relativ harmlos klingenden Vorwurf verbirgt sich ein dreistelliger Millionenschaden, den die Ende 1991 gegründete âWirtschaftsanalyse und -beratung AG (WABAG)â hinterlassen hat. Die Firma sollte mit Hilfe von Anlegergelder vor allem Umweltprojekte in den neuen Ländern verwirklichen wie etwa ein Bio-Kraftwerk in Zittau. Von Anfang an aber beabsichtigten die zwischenzeitlich allesamt rechtskräftig verurteilten Unternehmensgründer, sich selbst zu bereichern.
Max Strauà soll nach den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft bei den von Anfang an kriminellen Aktivitäten der WABAG eine wichtigere Rolle gespielt haben als bisher angenommen. Die Münchner Anwaltskanzlei des StrauÃ-Sohnes soll bereits seit 1995, zumindest aber seit 1997 bis zur einer Durchsuchung durch die Staatsanwaltschaft 2000 fast ausschlieÃlich für die WABAG gearbeitet haben. Strauà habe als âJustitiarâ alle wichtigen Verträge für die WABAG entworfen und alle Prozesse für die Firma geführt. Er habe âim wesentlichenâ gewusst, was hinter den Kulissen abläuft, so das Fazit der Anklagevertretung.
Am Anfang hatte der StrauÃ-Sohn offenbar noch Skrupel. So rügte er im April 1995 noch die falschen und irreführenden Angaben in einem Verkaufsprospekt. Bei folgenden Projekten aber habe er die fast identischen unwahren Angaben toleriert, heiÃt es bei der Staatsanwaltschaft.
StrauÃ-Prozess II
Der ganz legale Wabag-Deal
Für den Prozess gegen Max Strauà wegen Verdachts auf Beihilfe zum Betrug sind nur zwei Tage angesetzt.
Von Stephan Handel
Der Sitzungssaal B166 liegt im Justizgebäude an der Nymphenburger StraÃe in einer Sackgasse, etwas versteckt und abseits der Besucherströme. So mag es Wolf-Stefan Wiegand, Vorsitzender der 6. Strafkammer: Am liebsten geräuschlos verhandelt er dort seine Wirtschaftsstrafsachen. Das wird ihm am Freitag nicht gelingen â an die 80 Medienvertreter haben sich angesagt zum Prozess gegen Max Strauà wegen des Wabag-Skandals. Deshalb muss die Kammer umziehen von Wiegands Justiz-Eremitage in den groÃen Schwurgerichtssaal mit doppelstöckigem Zuschauerraum, Mikrophonanlage und gallegrünen Deckenelementen.
Lange wird der Richter es dort nicht aushalten müssen â Verteidiger und Staatsanwalt haben miteinander geredet, sind nahe dran an einer Einigung. Alles rechnet damit, den Prozess in zwei Verhandlungstagen abschlieÃen zu können.
Die relativ schnelle Terminierung hatte Erstaunen ausgelöst â allgemein war vermutet worden, zunächst solle der Ausgang des Augsburger Verfahrens abgewartet werden, wo Strauà wegen Verwicklung in die Schreiber-Affäre angeklagt ist. Dann aber âhat der Richter Gas gegebenâ, wie Verteidiger Andreas von Mariassy sagt. Strauà ist wegen depressiver Verstimmungen immer noch stationär in der Psychiatrischen Uni-Klinik untergebracht â das mag seine Bereitschaft erhöht haben, den Münchner Prozess durch Kooperation abzukürzen.
Max Strauà war von 1995 an als Anwalt für die Wabag tätig. Seine Tätigkeit beschränkte sich nicht auf die Formulierung von Schriftsätzen und Verträgen: Er trat bei Veranstaltungen auf, er überlegte sich Feinheiten zur Konstruktion des Firmen-Konglomerats, vor allem aber nutzte er seine Kontakte in die Politik.
So soll er, als es um eine Kreditvergabe durch die Landesbank Sachsen ging, in einem Brief an Ingrid Biedenkopf, die Frau des damaligen sächsischen Ministerpräsidenten, um âeine gelegentliche Intervention auf Vorstandsebeneâ gebeten haben. Im gleichen Jahr, 1997, lehnte das Bundeslandwirtschaftsministerium den Förderantrag einer Wabag-Tochter über 6,8 Millionen Mark ab. Strauà kannte den Parlamentarischen Staatssekretär, Wolfgang Gröbl (CSU), und versuchte, über ihn eine Ãnderung der Entscheidung zu erreichen.
Die Anklage beschränkt sich auf drei Fälle der Beihilfe zum Betrug, zwei bis drei weitere Fälle werden zur Beschleunigung des Verfahrens nicht mehr angeklagt. Die Wabag schädigte von 1995 an Tausende Anleger um einen Gesamtbetrag von rund 120 Millionen Euro.Dass bei den Gesprächen zwischen Staatsanwaltschaft und Verteidigung eine Bewährungsstrafe herausgekommen ist, mochte gestern noch niemand bestätigen.