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Verfasser: Renate
Datum: Samstag, den 27. März 2004, um 0:26 Uhr
Betrifft: Gottesbilder

Meiner Ansicht nach entstand ursprünglich der Gottesglaube aus dem Bedürfnis des Menschen nach Geborgenheit und Sinn. Teilweise auch aus Angst vor gewissen Naturereignissen, die man sich nicht erklären konnte und aus dem Blick zum Himmel, der ein großes Rätsel und für den Menschen unerreichbar war. Regen, Blitze, Donner, Sturm und auch die wärmenden Strahlen der Sonne, das Licht des Mondes und die Sterne, das alles schien sich in dem Himmel über uns abzuspielen. Also erschuf der Mensch Gott und setze ihn in den Himmel. Er erschuf ihn, weil es Dinge gab, die er sich nicht erklären und nicht verstehen konnte. Also folgerte er daraus, dass ein mächtigeres Wesen, als er selbst, existieren musste.

Dieses Bedürfnis nach einem mystischen, geheimnisvollen Gottesbild gibt es eigenartigerweise auch heute noch. Doch denke ich, dass es heute eher der Sehnsucht nach Sinn und Geborgenheit entspringt, aber auch, weil der Mensch sich mit seinem Glauben an Gott aufwerten kann. Der Mensch empfindet sich als etwas Einmaliges, Individuelles. Für diese Sichtweise bräuchte er allerdings seinen Wert nicht an einem Gott festzumachen. Ganz im Gegenteil. Denn so lange er sich als "Krone der Schöpfung" sieht, verliert er an Wert für die Welt. Erst wenn er diese Individualität und Einmaligkeit auch allen anderen Lebewesen zugesteht, dann kann er sie auch für sich selbst in Anspruch nehmen ohne seinen Wert zu schmälern. 

> aber wie man sieht, haben drei der fünf hervor gehobenen Punkte überhaupt nichts mit Gott zu tun, so dass dies eher humanistische Gedanken sind.

Eben. Außerdem sind diese fünf Punkte nichts neues, sie entstammen im Grunde zum größten Teil der New-Age-Bewegung: "Mensch und Natur sind eins. Nichts ist wertvoller als das Andere. Dogmenfreie Einheitsreligion, Synkretismus und Eklektizismus." Auch in den indianischen Weisheiten findet man Parallelen.

> Das Gottesbild stellt also nur eine Krücke für unser Denken dar, die es vielen Menschen erst ermöglicht, sozial zu agieren.

So sieht es aus und das ist eigentlich in Anbetracht der heutigen Intelligenz des Menschen traurig.

> Daher ist das Gottesbild so wichtig und sollte meines Erachtens nicht unterschätzt werden.

Unterschätzen sollte man es tatsächlich nicht, denn sehr viele Menschen können ohne so ein Bild nicht existieren, sie wären lebensunfähig. Warum das so ist, wäre auch ein interessantes Thema. Unterschätzen sollte man es aber auch nicht, weil Menschen nun mal dazu neigen, sich allem Imaginären, Mystischen mit aller Kraft hinzugeben, alles für die Aufrechterhaltung ihres Gottesbildes einzusetzen und das kann mitunter sehr gefährlich werden, wie uns die Geschichte und auch unsere heutige Welt leider immer wieder zeigt.

> Für den Gläubigen ist es sicher wichtig, sich Gdanken um sein Gottesbild zu machen.

Stimmt. Vor allem in Bezug auf Fanatismus in all seiner Bandbreite, von zeit- und geldbedingter Selbstaufopferung bis hin zum Selbstmord und der Ermordung Anders- oder Nichtgläubiger. Allerdings, wenn man erst fanatisch geworden ist, ist man leider auch nicht mehr fähig, sich Gedanken um sein Gottesbild zu machen.

Ich denke, dass ein Gottesbild nichts anderes ist, als eine Reflexion unseres Selbst. Wir "horchen in uns hinein", machen uns Gedanken, suchen Antworten, sprechen von unserer inneren Stimme, unserem sechsten Sinn. Und je nach Veranlagung deuten wir das als persönliche Eingebung, oder als Stimme eines mächtigeren Wesens, als Kraft von außerhalb. Warum? Vielleicht, weil wir uns nicht zutrauen, selbst solche Gedanken zu formen? Weil wir es nicht ertragen können, nicht auf alles eine Antwort zu finden? Weil wir gewisse Regungen und Gedanken nicht als unsere eigenen annehmen können, uns nicht damit identifizieren wollen? Weil wir zu wenig wissenschaftliche Kenntnisse besitzen, die uns viel Unerklärliches verstehen lassen würde?

Nun zu den fünf Punkten:

>• Es gibt nur eine Gottheit und diese Gottheit kümmert sich nicht darum, ob wir Katholiken oder Protestanten, Juden oder Muslime, Hindu oder Mormonen sind, oder überhaupt einer Religion angehören.

Das wäre zumindest ein vernünftiges Gottesbild.

>• Wir sind eins mit Gott und mit allen anderen.

Ebenso vernünftig, besonders wenn man diese Aussage mit Punkt drei verbindet:

>• Niemand ist besser als jemand anderer/irgendetwas anderes.

>• Freiheit ist die Grundeigenschaft des Lebens, und nicht etwas, das wir erreichen können.

Dem kann ich nicht zustimmen - oder besser gesagt, es kommt darauf an, was man unter Freiheit versteht. Das Leben selbst ist ja schon Zwang, denn niemand hat uns gefragt, ob wir leben wollen.

>• Liebe kennt keine Bedingungen oder Einschränkungen.

Auch das stimmt nur bedingt und nicht allgemein. Dieses Denkschema kann zu Heuchelei führen, wenn es falsch verstanden wird, wie man in fundamentalistischen Sekten immer wieder erleben kann. Liebe ist ein freiwilliges Geschenk. Nichts, das man erzwingen oder befehlen kann. Liebe kann sterben. Aber wenn sie tatsächlich existiert und verschenkt wird, dann natürlich ohne Bedingungen und Einschränkungen.

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