Das Exmo-Diskussionsforum

Beitrag 23 von 24 Beiträgen.
Seite erstellt am 20.4.24 um 2:08 Uhr
zur Nachrichtenliste
der Beitrag:
Verfasser: Renate
Datum: Freitag, den 12. März 2004, um 19:54 Uhr
Betrifft: Schuldfrage und arrogante Ignoranz

> Ich stelle aber einfach einmal die Frage, ob eine Kultur oder ein Volk wirklich aufgrund ihrer Grösse und Abstraktheit von Schuld an den Schicksalen von Einzelnen oder Familien freigesprochen werden kann?
> Was meint Ihr?

Ich meine - nein, sie können nicht freigesprochen werden. Menschen werden von ihrer Kultur, Religion und der Familie geprägt. Die Prägung kann so stark sein, dass sie ihre eigenen Bedürfnisse völlig außer Acht lassen und sich selbst überschätzen und/oder unfähig sind diese Bedürfnisse überhaupt zu erkennen.

Gerade dieses Beispiel zeigt, dass diese junge Frau niemals ihr eigenes Leben gelebt hat sondern eine folgsame Sklavin ihrer Familie und ihres Glaubens ist. Sie hat von Anfang an gelernt sich aufzuopfern. Man hat ihr sicher gesagt, dass es Gottes Wille sei und sie dafür belohnt werden würde, und als sie ihre ersten Signale gesetzt hatte, dass sie mit ihrer Kraft am Ende ist, hatte der Vater nichts Besseres zu tun, als sie mit Medikamenten wieder funktionstüchtig zu machen.

Wie wäre ihr Leben wohl verlaufen, wäre sie nicht in eine Sektenfamilie hineingeboren worden, die durch dieses Sektendogma 12 (13?) Kinder in die Welt gesetzt hat? Womit die Mutter so überfordert war, dass die älteste Tochte als Ersatzmutter herhalten musste. Klar ist auch der Vater in seinen Handlungen und Ansichten durch diese Sekte beeinflusst, aber er ist auch Vater und wenn er fähig ist für seine Kinder Liebe zu empfinden, hätte er trotz allem erkennen müssen, dass da etwas nicht stimmt und sein Verhalten falsch ist. So trägt er klar einen Teil der Schuld am Unglück seiner Tochter.

Die Hauptschuld liegt aber eindeutig bei der Sekte, die ihre Mitglieder von Geburt an indoktriniert. Jeder weiß, dass man durch seine Kindheit nachhaltig geprägt wird. Man kann das nicht so einfach ablegen, besonders nicht, wenn die Indoktrination andauert. Wenn man deshalb nicht mal die Chance auf einen objektiven Überblick über die Situation erhält. Wie soll man erkennen, dass die Schuld nicht bei einem selbst liegt, sondern am ausbeutenden System?

Natürlich werden manche trotzdem sagen ... "selber schuld ... das sind erwachsene Menschen ... die sollten wissen was sie tun ... so dumm kann man doch nicht sein ..."  Ähnliches bekomme ich immer wieder von Außenstehenden in Diskussionen über Sekten zu hören. Jemand, der niemals mit solchen Systemen zu tun hatte, kann die Auswirkungen eines autoritären hierarchischen Systems schwer nachvollziehen. Deshalb ist es sehr mühsam dieses Verständnis zu erreichen. Trotzdem finde ich so eine voreilige Beurteilung ziemlich ignorant.

> ich wurde auf diesen Beitrag angesprochen und ob der Author "Theo" denn wohl noch alle Tassen im Schrank haben würde und warum ich solch krasse Sprache weitertrage.

Ich bin der Meinung, dass man schon an dem Beitrag selbst sehr gut erkennen konnte, worum es geht, auch ohne die zusätzlichen erklärenden Infos. Aber nun ist es noch deutlicher.

Gut, dass es solche Foren gibt, in denen man seinen Frust ablassen kann! Gut, dass er seine Wut und Verzweiflung herausgelassen hat! Die "krasse Sprache" ist dabei unwichtig und außerdem nachvollziehbar. Wenn hier jemand nicht alle Tassen im Schrank hat, dann derjenige, der sich so dazu geäußert hat. Kopf in den Sand stecken - das Leid eines Menschen ignorieren, aber sich über seine Ausdrucksweise mokieren - ignoranter und arroganter geht´s wohl nicht mehr, besonders wenn man in so einem Forum mitliest.

zur Nachrichtenliste
auf diesen Beitrag antworten:

nicht möglich, da das maximale Themenalter erreicht wurde.

zur Nachrichtenliste
das Themengebiet: zur Nachrichtenliste
die neuesten Beiträge in diesem Themengebiet: zur Nachrichtenliste
die neuesten Beiträge außerhalb dieses Themengebietes: zur Nachrichtenliste
zurück
www.mormonentum.de