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Verfasser: Rainer
Datum: Dienstag, den 24. Februar 2004, um 23:22 Uhr
Betrifft: Entscheidungsfreiheit in der Kirche

> Wenn ihr Zehnten zahlt, der ein Danke an Gott symbolisiert, dann tut ihr das aus freien Stücken.

Grundsätzlich gebe ich dir da recht. Aber ich frage mich schon seit längerem, ob in der Kirche wirklich alles so ’freiwillig’ geschieht, wie es sich nach aussen darstellt.

Ein Beispiel aus einem anderen Bereich: Wenn der Bischof dich zu sich bittet, weil er dir eine Berufung geben möchte, dann hast du natürlich die Wahl, ’ja’ zu sagen oder eben ’nein’. Zweiteres habe ich allerdings äusserst selten erlebt. Für ein gläubiges Mitglied ist es selbstverständlich, eine Berufung anzunehmen, da sie ja vom Herrn kommt - und wer würde das schon ablehnen. Es wird dir auch schon von der PV an beigebracht, dass man mit der Hilfe des Herrn jede Aufgabe meistern kann und man eine Berufung niemals ablehnt (1. Nephi 3:5-7). Ich habe nie eine Berufung abgelehnt und habe viele positive Erfahrungen gesammelt, während ich meine Aufgaben in der Kirche erfüllt habe. Manchmal habe ich mir aber auch gewünscht, eine bestimmte Berufung nicht erfüllen zu müssen und ich kenne einige andere, die nicht unbedingt sehr glücklich sind mit ihrer Kirchenberufung. Zum Teil liegt das daran, dass sie sich überfordert fühlen, aber auf der anderen Seite gelernt haben, dass sie es eigentlich schaffen müssten, wenn sie nur genug Glauben hätten. Das kann zu einer Zwickmühle werden und im Extremfall zu einer echten psychischen Belastung.

Wenn die Freiwilligkeit so groß geschrieben wird, dann sollte nicht immer wieder betont werden, dass man eine Berufung (vom Herrn) nicht ablehnt. Auch kommt es vor, dass diejenigen, die ’nein’ sagen, als Sonderlinge dastehen. Auf einer Pfahlkonferenz habe ich mal eine Ansprache darüber erlebt, dass wir uns alle selbst prüfen sollen, ob wir vom Typ 1. Nephi 3:7 oder eher 1. Nephi 7 (eine Beschreibung Lamans und Lemuels) sind. Wer möchte sich da schon zu der zweiten Gruppe zählen? Wenn du eine Berufung ablehnst, gehörst du aber dieser Gruppe an.

Wenn ich erreichen möchte, dass jemand eine Aufgabe wirklich aus Liebe zum Herrn annimmt, dann ist eine ständige Belehrung über die Falschheit bzw. Folgen einer Nichtannahme ganz sicher Fehl am Platze. Und Gleiches gilt auch für das Zahlen des Zehnten.

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