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Beitrag 38 von 54 Beiträgen.
Seite erstellt am 18.4.24 um 11:27 Uhr
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Verfasser: heber
Datum: Dienstag, den 24. Februar 2004, um 2:15 Uhr
Betrifft: Mormonen geben im Tempel ALLES, wirklich ALLES

> Um die Bedeutung des Tempelempfehlungsscheines zu verstehen muß man erst einmal als Grundlage unserer Religion verstehen, dass jeder Mensch ein Kind Gottes ist und als solches in der Lage ist, ewigen Fortschritt zu machen.

Mann kann aber auch einfach einen Mechanismus der jeder Sekte zu eigen ist zu Rate ziehen: Sie gibt ihren Schäfchen möglichst detailliert einen Weg vor und limitiert die Zahl der Erfolgreichen durch geheime Riten, besondere persönliche und finanzielle Opfer oder ein umfangreiches Reglementarium.

> Die verschiedenen Abschnitte unseres Lebens vor dieser Erde, auf dieser Erde und nach unserem Weggang von hier sind vegleichbar den Stufen einer Ausbildung.
> Mit der Taufe trete ich nicht irgend einem Verein bei, sondern ich schließe ein Bündnis mit Gott. Dies ist eine sehr persönliche Sache zwischen mir und meinem Vater im Himmel.

Dummerweise ist dieser Schritt von den Mormonen volkommen seiner "Persönlichkeit" beraubt worden. Denn vor dem Hintergrund der unbedingten mormonischen Notwendigkeit der Taufe zur ewigen Glückseligkeit, kann der Täufling sich eines gewissen Zangs nicht mehr entziehen. Die Notwendigkeit dieser Taufe wird von außen an ihn herangetragen und aus einer rein äußeren Handlung wird durch Indoktrination (sei es durch die gezielte arbeit der Primarvereinigung oder durch das psychologich ausgefeilte Commitment Pattern der Missionare) ein scheinbar selbständiger Akt. Persönlich ist dabei nur das Interview vorneweg, das Geld, dass man dannach an die Mormonensekte bezahlen muss und die Freiheit, die man einer Sache (!) nicht etwa einer Beziehung opfert, die auf solche Äußerlichkeiten vollkommen verzichten könnte.

> Dieser Schritt setzt eine gewisse Erkenntnis voraus und irgend eine Art persönlicher Begegnung mit meinem Schöpfer. Die nennen wir Zeugnis.

Eine "gewisse Erkenntnis" und "irgend eine Art persönlicher Begegnung" ist also die Grundlage der Mitgliedschaft in der Mormonensekte. Wegen einer "gewissen Erkenntnis" muss man also für den Rest seines Lebens einem greisen "Propheten" folgen, der in seiner politischen Karriere Jahrzehnte die Kommunisten und die Schwarzen haßte, und sich bis heute den Vorwurf gefallen lassen muß, die Gesetzesvorlage zur Gleichberechtigung der Frau gegenüber dem Mann durch politische Intrigen und Intervention vor dem amerikanischen Senat zu Fall gebracht zu haben.
Wegen "irgend einer Art persönlicher Begegnung" wird man zuschauen müssen, wie diese Sekte die durch Zehnten eingetriebenen Milliarden von US-Dollar größtenteils in die Mormonen-Prunkbauten investiert, während sie die Not der Menschen in der Dritten Welt als Gottes Wille erklärt.

>Wer kein Zeugnis hat, der sollte sich nicht taufen lassen, deshalb werden auch keine Babies getauft.

Da es den Mormonen wie oben ersichtlich sehr schleierhaft ist, was denn nun eigentlich ein Zeugnis ausmacht, taufen sie zwar niemanden unter 8 Jahren, dafür aber alle anderen. Und am liebsten Menschen, die sich nicht dagegen wehren können - nämlich Verstorbene. Das sich Mormonen für Martin Luther oder die Päpste haben taufen lassen, zeugt nicht etwa für ihre Großherzigkeit, sondern für ihre Großkotzigkeit.
Kleine Babies werden bei den Mormonen zwar nicht getauft, aber eingesegnet und dann durch ein ausgefeiltes "Bildungsprogramm" bis zu ihrem 8. Lebensjahr aufs gründlichste indoktriniert.

> Beim Besuch eines Tempels gehe ich
> 1. mit meinem Vater im Himmel ein weiteres Bündnis ein, das darin besteht, mich ihm zu weihen, das heißt mit meinen Fähigkeiten, meinem Besitz usw.

Das ist nur die halbe Wahrheit. Im Tempel weihen Mormonen ihre Fähigkeiten und ihren Besitz nicht nur Gott, sondern auch der "Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage" eine Körperschaft, wie ein eingetragener Verein. Was hier hinter "usw." versteckt wird ist zudem das Versprechen alles - ALLES - was man hat, selbst ist, kann und vermag der Mormonensekte, wenn sie es fordern wird, bereitwillig zu geben. Willkommen bei den Scientologen!

> 2. kann ich mich im Tempel an meinen Ehepartner siegeln lassen. Das heißt, daß unsere Ehe auch nach dem Tod in alle Ewigkeit weiter bestehen kann.

Meiner Frau war die gesamte Hochzeit in dieser Zeremonie verdorben wurden. Wo sie außerdem ein für alle Mal unter die Herrschaft des Mannes gestellt wurde. Nur der Mann kann die Frau im Tempel durch den Vorhang holen - soll heißen, nur durch den Mann kann die Frau zu Gott kommen. 2000 Jahre Emanzipation Adé. Es lebe das Patriarchat. Man muß sich doch nur in Utah umsehen, wo viele Frauen zu Gebährmaschinen werden und außer Kochtopf und Wäsche nur noch das Buch Mormon kennen, das "richtigste Buch auf Erden" mit den meisten Fehlern (der 1. Fehler ist schon mal, dass man richtig nicht steigern kann - stört die Mormonen aber nicht).

> Da Schritt 1. kein einfacher ist (man könnte ihn von den Auswirkungen auf das individuelle Leben mit dem Eintritt in ein Kloster vergleichen, natürlich ohne Zölibat), soll ein Bischof prüfen ob ich
> 1. Lautere Absichten habe.
> 2. Ob meine Lebensführung würdig ist in Hinsicht auf das Halten der Gebote, das Halten des Wortes der Weisheit und ob ich meine Familie anständig und liebevoll behandele.
> 3. Soll der Bischof feststellen, ob ich die Bedeutung dieses Schrittes verstanden und das nötige Mindestalter (ich glaube 18 Jahre) habe und mich eventuell von einer unbedachten Handlung abhalten.

Ich will mich nicht über die Anmaßung des Vergleichs Kloster und Mormonenmitgliedschaft äußern, trotzdem sollte man nicht aus den Augen verlieren, was hier schon aus einer persönlichen Beziehung zu Gott mit einem persönlichen Erlebnis geworden ist:
Eine durch irgendjemand (mehr ist ein Mormonenbischof nicht) zu kontrollierende und zu überprüfende "Absicht" gebunden an einen Regelkatalog der vollkommen willkürlich und unnachvollziehbar seit Jahrzehnten mitgeschleppt und ständig erweitert wird.
Aus einem Gefühl der Gottnähe wird durch die Mormonensekte ein Spiel von Macht und Befugnissen gemacht, in der immer derjenige die Hebel in der Hand hält, der entweder am längsten oder am deutlichsten zu allem JA, JA sagt, was diese Gemeinschaft hervorbringt. Mein Bischof untersagte mir 1989 die Teilnahme an den Demonstrationen gegen das DDR-Regieme. Heute predigt er begeistert von der friedlichen Revolution, die nur durch die Gebete der vielen Mormonen zu Stande gekommen ist.
Von der ersten Begegnung mit einem Mormonenbischof an, kann man sich schon mal an das Gefühl der ständigen Kontrolle, der allgegenwärtigen Zensur gewöhnen. Denn eben dieser Bischof wird später die Macht haben zu sagen: "Gott hat diese oder jene Aufgabe für Dich bestimmt."

> Nach dem Bischof muß der Pfahlpräsident (in der Hierarchie einem Bischof vergleichbar) das Ergebnis des Gesprächs verifizieren, erst dann bekomme ich den Tempelschein ausgestellt. Diesen muß ich dann vor dem Eintritt in den Tempel vorweisen.

Interessant, dass der Pfahlpräsident (ich suche diesen mormonischen Ausdruck ebenso wie "Führungssekretär" immer noch vergebens in der Bibel) das Interview, das der Bischof als Gottes Vertreter auf Erden geführt hat, noch einmal überprüft. Wenn das Interview des Bischofs anzweifelnswert ist, wer kontrolliert dann das Interview des Pfahlpräsidenten? Der ganze Aufriß ist ohnehin belustigend angesichts des Fakts, dass man den Tempelempfehlungsschein mit jedem Tintenstrahldrucker nachmachen kann und unzähligen Menschen auf der ganzen Welt ohne jedes Interview schon in Tempel hineingelangt sind. Ich warte auf den Tag wo Bodyguards mit Leibesvisitationen und Fingerabdruck den Zugang zu Gott am Eingang des Tempels kontrollieren. Die Juden machten übrigens kein Geheimnis aus dem, was im Tempel geschah, aber das muß ein Morone ja nicht wissen....

> Ein Tempelschein gilt nicht - wie ein Führerschein - das ganze Leben, sondern muß von Zeit zu Zeit erneuert werden.
> Meinen Bischof / Pfahlpräsidenten sehe ich als Wegbegleiter und persönlichen Coach, für die Interviews bin ich sehr dankbar. Letztendlich stellt er mir ja die Fragen, die ich mir selbst stellen sollte.

Es hat keine 5 Minuten gedauert, schon sind die Fragen der Anderen auf einmal die Fragen, die ich mir selber stellen "sollte" - will. Von der ursprünglichen persönlichen Beziehung und Überzeugung ist überhaupt keine Rede mehr. Man geht so schön auf in dieser Maschinerie von Scheinbeamtentum und Wichtigtuerei. Man ist ein Teil des Großen, Ganzen, muß passen und funktionieren. Links, zwo, drei - Gleichschritt. Rechts und links (auch wenn man es brüllt) kennt man nicht mehr. Jetzt ist man zu allem bereit. Das weiß die Mormonensekte und ruft zum Opfer. Was geopfert wird? Alles! Siehe oben!

>Da ich ein sehr offener Mensch bin habe ich auch keine Tabus bei sexuellen Themen.

Solltest Du aber haben, denn Deine "Kirche" schickt Schwule zur Elektroschocktherapie, weil sie nichts anderes mit Ihnen anzfangen weiß. Sie verdammt 99,9% des Sexualwortschatzes als unkeusch, schmutzig und unrein. Sie brandmarkt AIDS als Ausdruck von Laster und Unzucht, sie treibt Unzählige in die Schizophränie mit ihrem Kodex aus Verklemmtheit und Borniertheit. Sauna, FKK-Strand und die halbe Modewelt sind tabu und teuflisch. Und dafür braucht sie nur eine Erklärung: "Gott hat es unserem knapp 90jährigen Prpheten so gesagt", von dem die Utah-Presse übrigens behauptet, sie hätte ihn in einem Bordell erwischt.

>Auch unsere Kinder haben wir sehr offen erzogen. Sexualität ist ein Bestandteil unserer Persönlichkeit und unseres täglichen Lebens, wie Essen und Trinken.

Das heißt, wenn Deine Kinder das Bedürfnis haben zu onanieren, dann dürfen sie es? Wenn sie sich verlieben und Sex haben wollen, dann können sie das ohne weiteres? Ich freue mich, dass Bewegung in den Laden kommt. Versuche doch einmal Gordon B. Hinkley davon zu überzeugen, der vor amerikanischen Boy-Scouts erklärte, dass Sex schädlicher sei als Rauchen.

>Allerdings erkennen wir an, dass es für ein glückliches Leben eine Bedienungsanleitung in Form der 10 Gebote gibt, daran sind wir auch messbar und es macht mir Freude mich messen zu lassen und von Zeit zu Zeit das kleine Erfolgserlebnis Tempelschein zu bekommen.

Mensch bist Du leicht zu befriedigen! Hin und wieder ein Tempelscheinchen. Und dafür bezahlst du 10% Deines Einkommens? Schaust 90% aller Filme nicht und verweigerst dich einem großen Teil der wissenschaftlichen Fachliteratur? Für ein paar lobende Worte von einem anmaßenden Mormonenbischof, stülpst du deinen Kindern die Käseglocke des Kirchendogams über? Erniedrigst Deine Frau unter die Macht des Priestertums und nimmst jeden Schwachsinn an, der aus Salt-Lake-City die Rocky Mountains herunterpoltert?

> Wie ich bereits erwähnt habe ist dies alles eine persönliche Sache zwischen mir und meinem Vater im Himmel. Ich persönlich glaube, dass er mich sehr gut kennt und ich weiß, dass ich meine Versprechungen nicht irgend einem Menschen gemacht habe, sondern meinem Vater im Himmel. Ich weiß auch, dass er mich angehört hat und mir vertraut.

Das Dumme ist nur, dass du eben gross und breit erklärt hast, dass du die ganze Zeit mit Menschen zu tun hast, die darüber entscheiden, ob du wirklich Gott kennst, und auch richtig an ihn glaubst mit den richtigen Absichten. Und wenn Du weißt, dass Gott Dir vertraut, wozu brauchst du dann "hin und wieder " ein Tempelscheinchen zur Bestätigung? Entschuldige, aber ist alles in Ordnung mit Dir?

> Darin stelle ich mir auch die größte Schwierigkeit für einen Ausstieg vor.

So wie du redest, kannst du dir gar keinen Ausstieg vorstellen! Da du nicht einmal so richtig zu wissen scheinst, wo du drinne steckst. Außerdem ist die Welt da draußen, vor deiner mit Mormonendoktrin getönten Brille in den Augen Deiner Sekte keines einzigen Schrittes würdig. Wohin würdest Du Dich zu treten wagen, bei einem Austritt?

>Ich kann zwar die Menschen belügen aber nicht mich selber

Natürlich kann man sich selbst belügen. Du machst es uns doch andauern vor. Beispiel:
>Auch unsere Kinder haben wir sehr offen erzogen. Sexualität ist ein Bestandteil unserer Persönlichkeit und unseres täglichen Lebens, wie Essen und Trinken.
Außerdem lass dir das nocheinmal durch den Kopf gehen. Du siehst die größte Schwierigkeit bei einem Ausstieg darin, dass sich der Betreffende selbst anlügen muß. Worüber? Dass er deine anfänglich so sorgfältig ausgeführte PERSÖNLICHE Beziehung und Meinung zu Gott nicht teilt? Aber was ist denn dann noch so persönlcih an dem Ganzen, wenn es für alle Gleich zu sein hat (!) und von vornherein fest steht(!) Man fühlt sich jetzt irgendwie veralbert! Oder wie mein Bruder zu sagen pflegt: "Mormonismus ist Gehirnfasching" Verstehst Du sicher, denn du warst ja gerade bei einem.

>...und nicht Gott."
[belügen]
Weißt Du, was Du Gott erzählst, ist mir so ziemlich egal, alles andere aber, was du hier erzählst, solltest du doch ein wenig mehr überdenken. Hier lesen nämlich nicht nur Mormonen heimlich, sondern auch Nichtmormonen mit einem gesunden und  nüchterenen Verstand, die eins und eins noch zusammenzählen dürfen.

> Egal was immer ich tue, ich habe die Verantwortung dafür und nicht ein Bischof, Pfahlpräsident oder sonst wer.

Also warum erzählst Du diesen Wichtigtuern denn dann ALLES über dich? Außerdem vertuschen die Mormonen mit diesem Satz etwas. Auch wenn jeder selbst die Verantwortung über sein Handeln trägt, haben die Mormonen keine Entscheidungsgewalt über die Richtigkeit ihres Handelns. Das Prinzip des Freien Willens wird von den Mormonen in der gleichen Weise wie von jeder anderen Sekte pervertiert. Aus der Entscheidungsfreiheit was richtig oder falsch ist, machen die Mormonen die Freiheit zwischen dem vordefiniertem Falschen und Richtigen zu wählen.

> Der formelle Ausstieg ist meistens problemlos, was oft nicht verstanden wird ist die Tatsache, dass niemand - weder Bischof noch sonst wer - die Zeit zurückdrehen kann

Und auch hier liegst Du falsch! Nimm ein prominentes Beispiel: Als die Mormonensekte während der Nazizeit aus Imagegründen den mormonischen Antifaschisten Helmut Hübner exkommunizierte, konnten sie nicht ahnen, dass ca. 60 Jahre später, die "ewig wahre" Mormonensekte diese Handlung im Nachhinein für nichtig erklären und Helmut Hübner mit allen "Segnungen und Priestertümern" rehabilitieren würde. Hübner war zwar von den Nazis längst hingerichtet worden, aber das Bauernopfer war den liebenden Brüdern der Mormonen die SACHE wert.
(Mir kommt das Kotzen und der kalte Ekel, wenn ich an diese Geschichte denke. Traurigerweise nur eine von Vielen).

Und jetztt nachdem ich mir die Mühe mit Deinen Zeilen, nahezu Wort für Wort gemacht habe, lade ich Dich ein auf eine Reise.

Stelle Dir vor, aus jedem Papierstück aller Tempelempfehlungsscheine würde Papier für die Analphabeten in Mosambique gemacht. Aus jedem goldenen Krohnleuchter in den celestialen Räumen der Mormonentempel das Zahngold für Hunderttausende von Zahnlosen Menschen im mittleren Afrika. Aus dem Beton der an Babel erinnernden Himmelstürme der Tempel würden Krankenhäuser, Schulen und Heime gebaut werden, für Menschen, die das terrestiale Reich gern dem Celestialen vorziehen würden, wenn sie dafür ihre Babies nicht mehr verhungern und elendig verenden sehen müßten.

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