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Verfasser: hapeka
Datum: Freitag, den 13. Februar 2004, um 14:55 Uhr
Betrifft: Ich bin neu hier

Hallo zusammen,

Mein Name ist  Hans-Peter, bin 43 Jahre alt und seit 26 Jahren Mormone.
Ich leide an Muskeldistrophy und hatte noch drei Brüder die daran  gestorben sind.

Als 1973 der “Yom Kippur Krieg” ausbrach sprach mein Ältester Bruder der sich zu dieser Zeit der Kirche anschloß davon, daß in  Jerusalem bald ein neuer Tempel gebaut wird, und das Jesus Christus dann wieder auf die Erde Kommt.

Wir sprachen oft davon wie schön es doch wäre wenn  Jesus  Christus käme und uns gesund machen würde. Mein ältester Bruder erzählte uns daß es  die Möglichkeit gäbe durch einen Krankensegen gesund zu werden, das war für meine Brüder mich der zündende Funke und das Abenteuer begann. .

Meine Eltern waren Katholisch, besonders mein Vater war sehr streng obwohl er es mit den Christlichen geboten nicht so genau nahm. 1977 Kamen dann zum ersten mal die Missionaren zu uns, meine Brüder und ich  waren entschlossen sich der Kirche anzuschließen. Wir lasen im Buch Mormon und  glaubten alles was sie uns  erzählten ohne  kritisch zu hinterfragen ob das auch wahr ist, jeder kritische Einwurf von Bekannten wurde damit abgetan das alles schlechte was über die Kirch gesagt wird gelogen ist.
Ein richtiges Zeugnis hatten wir vier alle nicht, wir glaubten es wird schon  irgendwann kommen.

Mein Vater war total dagegen, aber mit Hilfe unserer Mutter und einer Nachbarin konnte er umgestimmt werden. Wir wurden dann im Juli 1977 in Basel Getauft. Es gab sogar einen kleinen bericht in einer Kirchenzeitung in Salt Lake City über uns.

Nach der Taufe kamen dann die Ernüchterung. Bevor wir uns der Kirche anschlossen waren wir vier nicht besonders religiös, wir glaubten an  Gott und  beteten auch das Vater unser. Auch machten wir zwei Pilgerfahrten nach Lourdes, wir wollten unbedingt gesund werden.

Meine Brüder und ich, wir verließen sehr selten unsere  Wohnung. Zur schule gingen wir nacht, wir wurden zu hause unterrichtet, deshalb ist meine Rechtschreibung auch nicht so gute Freunde hatten wir fast keine. Wir schauten viel Fernsehen, machten Spiele, lasen.  Durch die Kirche bekamen wir dann öfters Besuch.. An unserem Leben änderte sich nicht so viel, außer da wir nun heilige waren durften wir keinen Alkohol mehr trinken, keine unkeusche Gedanken haben. Alkohol tranken wir sowieso kaum, das zu befolgen war für uns leicht. Aber das  mit den unkeuschen Gedanken das machte uns schwer zu schaffen. Wenn im Fernsehen eine nackte Frau zu sehen war wurde gleich umgeschaltet.

Als Ich mich  mal den unkeusch Gedanken hin gab, hatte ich so ein schlechtes gewissen, ich erlebte höllendualen. Ich bewunderte meine drei Brüder, das sie so stark waren. Später erzählten sie mir das sie dasselbe durchgemacht hatten. Es war doch sehr komisch, jeder dachte vom anderen das er keine unkeusche Gedanken hatte.

Das denken wurde sehr eingeschränkt. Mit der Zeit wurde ich schon etwas kritischer.
Doch 1982 hatte ich mich in eine Mormonin verliebt, da ich hoffte ich könnte sie  im Tempel heiraten  wollte ich unbedingt Priester werden. Auf meine Brüder kamen dann harte Zeiten zu..

Man sagte mir “da du jetzt Priester bist trägst du Verantwortung für die ganz Familie”, ich wurde immer Intoleranter und Ekelhafter. Ein Bruder von mir litt besonders darunter. Ich fühle mich jetzt noch sehr schlecht wenn ich daran denke wie ich im Namen der Kirche meine Brüder Unterdrückte.
Es gab Zeiten da hatte wir viele Besuch, dann wieder weniger. Offizielle Besuch gab es viele, am Sonntag kamen immer zwei von der Gemeinde um das Abendmahl auszuteilen. Private besuche gab es nicht so oft. Zwischen 1983-90 fuhr ich immer mit dem Rollstuhl-Taxi zur Kirche. Die Mitglieder in der Gemeinde waren alle sehr beschäftigt, sie waren beschäftigt in den Himmel zu kommen und hatten kaum Zeit vier Körperbehinderte Brüder zu besuchen.

Zwischen 1986-88 Starben drei meiner Brüder, für mich brach eine Welt zusammen.
Ich entfernte mich immer mehr von der Kirche, ich wollte frei sein.
Vor ein paar Monaten  entdeckte ich diese Internet Seite,
ich wollte gleich wieder wegklicken aber ich lieb. Was ich auf diese Seite las öffneten mir entgültig die Augen über die Mormonen .
Ich fragte mich schon sehr lange “Was wäre wenn das Buch Mormon nicht war wäre, was wäre wenn diese Kirche nicht die einzig wahre Kirche auf erden ist”. Diese Gedanken machten mir früher Große Angst. Jetzt bin frei, ich kann denken was ich will ohne ein schlechtes gewissen zu haben.

Ich werde mich keiner Kirche mehr anschließen. Ich glaube an einen Gott, der für mich aber ein anderer ist als der an den die Mormonen glauben.
Meine Mutter die auch schon seit 20 Jahren Mormonin ist denkt ähnlich wie Ich.

Ich fühle mich jetzt sehr ausgeglichen und bin zufrieden, dazu brauche ich keine Kirche.
Ich hege keinen groll gegen die Mormonen. Ich habe zu einzelnen Mitgliedern noch sehr gute Beziehungen. Die Beziehungen zu ihnen werden gut bleiben, solange ich nicht  mit ihnen über die Kirche spreche. Da ich ein gutmütiger Mensch bin, werde ich nicht versuchen ihre heile Welt kaputtzumachen.

Viele Grüße,  Hapeka.

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